START

ISLAM

GLAUBENSLEHRE

RECHTSLEHRE

GESCHICHTE

SUFISMUS

ARTIKEL

WAS_IST_NEU?

KONTAKT

LINKS

Bismillahi-Rahmâni-Rahîm

 

NUR EINE KLEIDERFRAGE ?

Über islamische Kleidung im Allgemeinen und den Turban im Besonderen
von ´Abd al-Hafidh Wentzel (1996)
 

Zur Frage der islamischen Kleidung gibt es unter den Muslimen eine Vielzahl unterschiedlicher Ansichten. Wie zum Beispiel im Rundbrief einer Organisation deutscher Muslime (Deutsche Muslim-Liga e.V., Hamburg) mit dem Thema umgegangen wurde, könnt Ihr unten lesen. Mir schien die anfangs gestellte Frage recht oberflächlich behandelt und ich konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, der unbekannte Autor wolle aus der Position des "Islam-Gelehrten" Muslime die auch in ihrer Kleidung der Sunna des Propheten - Allahs Segen und Friede über ihn - folgen als "Spinner" darstellen. Doch lest am Besten erst einmal selbst:

Frage: Wie kleidete sich der Prophet und seine Gefährten?

Antwort: Der Prophet und seine Gefährten trugen die traditionelle Kleidung, die in Mekka zur damaligen Zeit üblich war. Es war im Prinzip die gleiche Kleidung, die auch seine Gegner trugen. Es gibt keine spezifische islamische Kleidung, die von allen Muslimen getragen werden muß. Aus islamischer Sicht gibt es nur das Erfordernis, dass die Kleidung die ´Aura, d.h. die Blöße bedecken muß. Beim Mann sind das seine Geschlechtsteile (nach einigen der Bereich zwischen Nabel und Knie) und bei der Frau der gesamte Körper mit Ausnahme von Gesicht und Händen (bis zum Handgelenk). Darüberhinaus darf die Kleidung nicht den Eindruck von Eitelkeit oder Arroganz vermitteln. Zu Lebzeiten des Propheten galt ese bei einem Mann als Arroganz, ein Obergewand zu tragen, das länger war als die Mitte des Unterschenkels. Das hat sich in unserer Zeit geändert.

In vielen Teilen der islamischen Welt tragen die Muslime Hosen, die bis an die Knöchel reichen und diese sogar bedecken. Niemand kommt dabei auf den Gedanken, dies auch nur entfernt mit Arroganz oder Eitelkeit in Verbindung zu bringen. Deswegen ist das Tragen einer solchen Kleidung erlaubt.

Wer Hosen nur im Zusammenhang mit „westlicher“ Kleidung sehen kann, sollte sich vor Augen halten, dass Hosen (sirwal) in vielen Teilen der islamischen Welt Bestandteil der dortigen traditionellen Kleidung sind (bei Männern und Frauen).

Eine weitere Einschränkung, die nur Männer betrifft, ist das Verbot Kleidung aus Seide und Goldschmuck zu tragen.

Manche im Westen lebende Muslime sind der irrigen Meinung, sie müssten aus religiösen Gründen orientalische Kleidung anlegen um auf diese Weise der Sunna des Propheten zu folgen. Diese Kleidung orientiert sich häufig an bestimmten Nationaltrachten und hat wenig oder nichts mit der Kleidung des Arabien im 7. Jahrhundert zu tun.

Wir wollen versuchen, die Sache doch ein wenig genauer zu betrachten:

Wie bezüglich anderer Bereiche des Lebens gibt es im Islam auch in der Frage der Kleidung verschiedene Kategorien wie Halâl, d.h. Erlaubtes (z.B. seidene Kleider für Frauen), Harâm d.h. Verbotenes (z.B. seidene Kleider für Männer), Fard, d.h. Pflicht (z.B. Bedecken des Bereiches zwischen Nabel und Knien bei Männern), Sunna, d.h. der Weise des Propheten - Allahs Segen und Friede über ihn - entsprechend. In der Rangfolge der religiösen Gebote (Ahkâm) bezeichnet "Sunna" die empfohlene und verdienstvolle jedoch nicht allgemein verpflichtende "Art und Weise".

Die Frage in obigem Artikel bezieht sich offensichtlich auf die Sunna des Propheten - Allahs Segen und Friede über ihn - und seiner Gefährten - möge Allah mit ihnen zufrieden sein.

Zuerst einmal grundsätzlich: Die ehrwürdige Sunna des Siegels der Propheten - Allahs Segen und Friede über ihn - gliedert sich (im Sinne der Grundlagen der Rechtswissenschaft, Usûl al-Fiqh) in drei Teile, nämlich
1. die Aussprüche  oder Anordnungen des Propheten - Allahs Segen und Friede über ihn- ,
2. seine Handlungen  und
3. sein Verabscheuen oder Dulden von in seiner Gegenwart stattfindenden Handlungen.

Quelle der Sunna sind die Hadithe (Überlieferungen), mit deren Untersuchung sich einer der wichtigsten Wissenschaftszweige im Islam befasst. Die Sunna ist neben dem Qur'an verbindlicher Leitfaden für das Leben der Muslime aufgrund der Aussagen Allahs des Allmächtigen im heiligen Qur'ân: "Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten" (24:54) oder "Sprich: Wenn ihr Allah liebt, folgt mir und Er wird euch lieben und euch eure Sünden vergeben" (3:31) oder "Ihr habt ein gutes Beispiel im Gesandten Allahs für den, der auf Allah hofft und den jüngsten Tag" (33:21) und vieler anderer ähnlicher Verse.

Das Siegel der Propheten - Friede und Segen Allahs über ihn - selbst sagte: "Folgt meiner Sunna und der Sunna der rechtgeleiteten Khalifen nach mir!" und "Wer mir folgt, gehört zu mir und wer meine Sunna verlassen will gehört nicht zu mir" und "Allah wird einen Mann ins Paradies bringen weil er an meiner Sunna festhält" und "Wer an meiner Sunna festhält wenn meine Gemeinschaft korrupt geworden ist, wird den Lohn von hundert Märtyrern erhalten".

Da der Islam eine allumfassende Lebensweise ist, gilt das Beispiel des Propheten - Allahs Segen und Frieden über ihn - auch in Bezug auf die Bekleidung!

Wie uns aus hunderten von Überlieferungen bekannt ist, trug der Beste aller Geschöpfe - Allah möge ihn segnen und ihm Frieden schenken - eine ganze Reihe unterschiedlicher Kleidungsstücke und machte mehrfach deutlich, wie sich die Muslime von den Nicht-Muslimen auch in der Kleidung unterscheiden sollten.

Von den folgenden Kleidungsstücken ist aus sicheren Quellen bekannt, daß der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Frieden sei auf ihm-  sie getragen hat oder empfohlen hat, sie zu tragen, - sich mit ihnen zu bekleiden entspricht der Sunna.:

"´Amama" (Turban), "Qalansuwa"  (hohe Kopfbedeckung, Kappe), "Khumr" (Kopftuch für Frauen), "Thaub" (Schienbein- bis Knöchellanges weites Hemd), "Sirwal"  (weite Pumphose, türk.: Schalwar), "Qamîs" (weites über das Gesäß reichendes Hemd), "´Izzar" (um die Hüfte geschlungenes Tuch, Sarong, Lungi, Rock ), verschieden Arten von "Rida' " (Überwurf, Obergewand) wie "Jubba"  (langes, vorne offenes Obergewand mit weiten Ärmeln), "Burd" oder "Burda" (rechteckiges verziertes Obergewand der Beduinen) und "Burnus" (Mantel oder Überwurf mit Kapuze), "N´aal" (Sandalen), "Khuff" (Ledersocken, knöchelhohe Schuhe aus weichem Leder, türk.: Mest).
 

Die traditionelle Bekleidung der Muslime in der gesamten islamischen Welt, ob von Westafrika bis China  oder vom Maghrib bis Afghanistan hat sich aus diesen, der ehrwürdigen Sunna entsprechenden Kleidungsformen, in Abwandlungen entsprechend den jeweiligen klimatischen und gesellschaftlichen Bedingungen (Nomaden- oder Reitervölker, Wüstenvölker, Stadtbewohner etc.) entwickelt. Dies läßt sich wohl von Blue-Jeans, T-Shirt, Leggings, Blazer, Sakko, Anzug und Krawatte, Abendkleid oder Trenchcoat nicht behaupten, selbst wenn auch diese meist in irgendeiner Weise die ´Aura (die Körperteile, die zu bedecken in der Öffentlichkeit Fard ist)  verhüllen. Diese Art von Bekleidung hat erst im Zeitalter des Kolonialismus in der islamischen Welt Einzug gehalten und heutzutage im Zeitalter des Vulgär-Materialismus im Rahmen weltweiter wirtschaftlicher und kultureller Gleichschaltung ihren vermeintlichen Siegeszug angetreten.

Die Frage der Sunna-Bekleidung umfassend, d.h. mit Überlieferungen, Erklärungen und Kommentaren bezüglich aller vorgenannter Kleidungsstücke abzuhandeln, würde Bände füllen (Siehe entsprechende Kapitel in der Hadith- und arabischen Fachliteratur). Um jedoch ein Beispiel für die Exaktheit und Vielfalt der Berichte zu geben, habe ich mir erlaubt, das wohl "orientalischste" Bekleidungsstück der Muslime, - den Turban - auszuwählen und möchte aus der großen Menge der Überlieferungen dazu hier einige wiedergeben:

Muslim, Tirmidhî, Abu Dawud, Ibn Maja und Nasa´î berichten von Jabir - möge Allah mit ihm zufrieden sei - : "Der Prophet - Allahs Segen und Friede über ihn - zog in Mekka am Tage des Sieges ein und auf seinem Kopf trug er einen schwarzen Turban"

Ja´far ibn ´Umr ibn Hurayth berichtet von seinem Vater, der sagte:" Ich sah den Propheten - Allahs Segen und Frieden über ihn - auf der Kanzel (Mimbar) und er trug einen schwarzen Turban, dessen Ende zwischen seinen Schultern herabhing."

Ibn ´Abbas - möge Allah mit beiden zufrieden sein - berichtet, daß der Gesandte Allahs - Sein Segen und Friede über ihn - gesagt hat: "Tragt Turbane und nehmt (dadurch) zu an gutem Charakter (Hilm = Milde, Sanftmut, Nachsicht, Geduld, Einsicht, Verstand, Vernunft)"

Abu Ja´far ibn Rukana berichtet, daß sein Vater gesagt hat: "Ich hörte den Propheten - Allahs Segen und Friede über ihn- sagen: "Der Unterschied zwischen uns und den Götzendienern ist der Turban der um die Kappe gewunden ist." "

Und Barudî berichtet von Rukana in einer anderen Version: "Der Unterschied zwischen uns und den Götzendienern ist der Turban der um die Kappen gewunden ist und für jede seiner Windungen um den Kopf wird euch am jüngsten Tage ein Licht gegeben werden."

Suyutî und Ibn Iraq überliefern von Baihaqî, daß Khalid ibn Ma´dan sagte:" Dem Propheten - Allahs Segen und Frieden über ihn -  wurden Kleider aus Spenden (Sadaqa) gebracht und er verteilte sie unter seine Gefährten - möge Allah mit ihnen zufrieden sein - und sagte: "Tragt Turbane um euch von den vorangegangenen Gemeinschaften zu unterscheiden!" "

Der Historiker Tartuschî berichtet, daß ´Abdur-Rahman ibn Ghanam sagte: "Als ´Umar ibn al-Khattab mit den Christen in Syrien Frieden schloß, mußten wir (die Christen) schwören, daß wir    ...... (unter anderem) sie (die Muslime) in keiner Weise in ihrer Kleidung, weder der Kappe, dem Turban oder den Sandalen noch in der Art das Haar zu scheiteln imitieren würden."

Ibn ´Asakir berichtet von Ibn ´Umar -möge Allah mit beiden zufrieden sein -, daß der Prophet - Allahs Segen und Friede über ihn - gesagt hat: "Ein freiwilliges oder Pflicht-Gebet mit Turban kommt fünfundzwanzig Gebeten ohne Turban gleich und das Freitagsgebet mit Turban kommt siebzig Freitagsgebeten ohne Turban gleich."

Im Kommentar zitiert Ibn ´Asakir Imam Malik - möge Allah mit ihm zufrieden sein -, der gesagt hat: "Es gehört sich nicht, den Turban wegzulassen und wahrlich, ich habe Turban getragen als in meinem Gesicht noch kein Häärchen wuchs!"

Al-Quda´î berichtet von ´Alî - möge Allah mit ihm zufrieden sein -, daß  der Prophet - Allahs Segen und Friede über ihn - gesagt hat: "Die Turbane sind die Kronen der Araber und Höflichkeit ist ihre Vorsorge und für den Gläubigen ist in der Moschee zu sitzen Ribat (Rückzug, Vorbereitung auf den Kampf, "Einsatzbereitschaft")."

Daylamî berichtet von Ibn ´Abbas - möge Allah mit ihnen beiden zufrieden sein -, daß der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Friede über ihn - sagte: "Die Turbane sind die Kronen der Araber und wenn sie die Turbane ablegen, legen sie ihre Ehre (´Izz = Macht, Stärke, Ehre, Rang, Ansehen) ab."

Und in der von Murtadî überlieferten Version: " ..... und wenn sie die Turbane ablegen, nimmt Allah ihnen ihre Ehre." 

Daylami berichtet von ´Umran ibn Husayn, der Prophet - möge Allah ihm Segen und Frieden schenken - habe gesagt: "Die Turbane sind die Würde der Gläubigen und die Ehre der Araber und wenn die Araber ihre Turbane ablegen, legen sie ihre Ehre ab."

´Abdullah ibn ´Umar - möge Allah mit beiden zufrieden sei n- berichtete: "Ich war der zehnte von Zehnen in der Moschee des Gesandten Allahs - möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken: Abu Bakr und ´Umar und ´Uthman und ´Ali und Ibn Mas´ud und Ibn Jabal und Hudhaifa und Ibn Auf und ich und Abi Sa´id. Da kam ein Jüngling von den Ansar herein und grüßte mit dem Friedensgruß und setzte sich. Daraufhin gab er seinen Bericht wieder bis er schließlich sagte: ". . . . dann wurde Ibn Auf befohlen, sich bereit zu machen ein Kommando zu übernehmen. Nachdem er (am folgenden Morgen) aufgestanden war, wand er sich einen Turban aus grobem, schwarzem Stoff. Da kam der Prophet - Allahs Segen und Friede über ihn - hinzu , nahm ihm den Turban wieder ab und wand ihn ihm von Neuem um den Kopf wobei er ungefähr vier Fingerbreit hinten lose herabhängen ließ und sagte zu ihm: "So sollst du ihn tragen Ibn Auf, das ist reiner und besser!" "

Tabaranî berichtet daß Ibn ´Umar - möge Allah mit ihnen beiden zufrieden sein - sagte: "Der Gesandte Allahs - Allahs Segen und Friede über ihn - sagte: "Tragt Turbane, denn wahrlich, sie sind das Wahrzeichen der Engel, und laßt sie (die Turbanenden) hinter euren Rücken herabhängen!"

Ibn Ishâq und Tabaranî berichten unter Berufung auf ´Abdullah ibn ´Abbas - möge Allah mit ihnen beiden zufrieden sein - den Ausspruch des Propheten -Allah segne ihn und gebe ihm Frieden - : "Das Wahrzeichen der Engel am Tag von Badr waren weiße Turbane, deren Enden hinten herunterhingen und rote Turbane am Tag von Hunayn."

Der Prophet - Allahs Segen und Friede über ihm - hat seine Gemeinschaft davor gewarnt, die Nicht-Muslime zu imitieren als er sagte: "Wer ein Volk nachahmt, der gehört zu ihnen." Er hat uns aber auch nicht mehr abverlangt, als wir zu tun imstande sind als er sagte - möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken - : "Haltet euch fern, von dem was ich euch verboten habe und tut was ich euch befohlen habe soviel ihr dazu in der Lage seid!"

Der geliebte Prophet Allahs, Muhammad, der Vielgepriesene, den Allah als Barmherzigkeit für alle Welten gesandt hat - Allahs Segen und Frieden über ihn - hat uns seine Sunna ans Herz gelegt, sie zu achten und zu beachten, sie zu lernen und ihr zu folgen heißt ihm zu folgen und dadurch Allah dem Allmächtigen wohlgefällig zu werden.

Wir bitten Allah um Vergebung für all unsere Fehler und bitten Ihn, uns den Weg Seines geliebten Gesandten -Segen und Friede Allahs über ihn - zu führen, den Weg derer, die Ihm wohlgefällig sind und nicht den Weg derer, die Seinen Zorn erwecken oder in die Irre gehen! Amin!

 

START

ISLAM

GLAUBENSLEHRE

RECHTSLEHRE

GESCHICHTE

SUFISMUS

ARTIKEL

WAS_IST_NEU?

KONTAKT

LINKS