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Charaktereigenschaften des Siegels der Propheten
– Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –

(Auszug aus: “Szenen aus dem Leben des Propheten der Barmherzigkeit” von Osman Nuri Topbasch,
übersetzt von ´Abd al-Hafidh Wentzel, Ekram Publications, Istanbul)

Der vorbildlicher Umgang des Gesandten Allahs mit den Menschen


Allahs Gesandter – Segen und Friede Allahs seien auf ihm – war nicht nur in seinen Worten sondern auch in all seinen Taten und Handlungen das vollkommene Vorbild und das beste Beispiel. Er war ein perfektes Modell für Menschen in sämtlichen Lebenslagen. Er behandelte jeden mit Respekt. Seine Barmherzigkeit, die allen Geschöpfen galt, war grenzenlos. Seine Liebenswürdigkeit und sein großzügiges Verhalten galt den Gläubigen wie auch denen, die nicht gläubig waren gleichermaßen.

Jabir ibn ´Abdullah berichtete:

„Eines Tages wurde ein Leichnam vorbeigetragen. Der Gesandte Allahs – Segen und Friede Allahs seien auf ihm – erhob sich und wir erhoben uns mit ihm.

Später sagten wir zu ihm: ‚O Gesandter Allahs, es war der Leichnam eines Juden.’

Er antwortete: ‚Ist er nicht ebenso ein Mensch?’“

Er war eine göttliche Gnade, eine Manifestation des göttlichen Namens ar-Rahmân, der die ganze Welt erfüllte. Sein ganzes Leben war eine Verkörperung des Grundsatzes „liebe die Geschöpfe um ihres Schöpfers willen!“

Einmal kam eine Gruppe seiner Gefährten, getrieben von der ständigen Unterdrückung durch die Gegner des Glaubens, zu ihm und bat ihn, er möge die Feinde verfluchen. Er antwortete ihnen:

„Ich bin nicht gekommen, um zu verfluchen, sondern ich wurde als Barmherzigkeit für alle Welten gesandt!“

Das Gebet, das er gegen seine bittersten Feinde machte, war:

„O mein Herr! Sie sind unwissend, gib’ Du ihnen Rechtleitung!“

´Abdullah ibn ´Ubayy war der heimliche Anführer der Heuchler in Medina. Er hatte den Propheten an einem besonders kritischen Tag im Stich gelassen, indem er mit seinen Anhängern die muslimischen Truppen auf ihrem Marsch nach Uhud verlassen hatte. Außerdem hatte er den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – und die Gemeinschaft der Gläubigen bei vielen anderen Gelegenheiten betrogen und hintergangen. Doch gemäß dem verborgenen Plan der göttlichen Weisheit war ´Abdullahs Sohn, ganz im Gegensatz zu seinem Vater, ein sehr aufrichtiger Gläubiger. Als ´Abdullah ibn ´Ubayy schließlich starb, kam sein Sohn zum Propheten und bat ihn um sein Hemd, um den Leichnam seines Vaters darin zu begraben, in der Hoffnung, daß sein Vater durch den Segen dieses Hemdes gerettet werden könne. Der Gesandte Allahs – möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken – wollte das Herz seines Gefährten nicht brechen und gab ihm sein Hemd, um damit den Leichnam eines Heuchlers einzuhüllen, der unter anderem einer der Protagonisten bei der Verleumdungskampagne gegen Aischa, die gesegnete Ehefrau des Propheten, gewesen war.

Gibt es ein vergleichbares Beispiel derartiger Menschlichkeit und Güte in der Geschichte dieser Welt?

Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – war das exzellenteste Beispiel an Barmherzigkeit. Als er einmal im Gebet hörte, wie ein Beduine bat:

„O mein Herr, Segne Muhammad und mich allein, aber nicht die Anderen!“, sagte der Prophet hinterher zu ihm: „Du machst das, was weit ist, eng!“

Der Gesandte Allahs – Segen und Friede sein auf ihm – gehört nicht zu den Persönlichkeiten, deren Sein und Wirken ausschließlich auf eine bestimmte Region, ein spezielles Volk oder eine Epoche der Menschheitsgeschichte beschränkt sind. Seine Stellung erlaubt es, die gesamte Menschheit unter dem Banner der Liebe, der Barmherzigkeit und des Glücks zu vereinen, sie zu verschmelzen durch die Transformation verhärteter Herzen im strahlenden Lichte des Glaubens und des Islam, zu einer Gemeinschaft frei von heuchlerischer Frömmelei und rassistischem Dünkel. Seine Erfolge in dieser Hinsicht stellen die glänzendsten Seiten im Buch der Geschichte der Menschheit dar. Aus diesem Blickwinkel betrachtet wurde er zum besten Erzieher der Menschheit in Folge der gesegneten göttlichen Erziehung, die ihm zuteil geworden war. Die Unterdrücker, die ihre Töchter bei lebendigem Leibe begraben und ihre hilflosen Sklaven gnadenlos gequält hatten, fanden zum rechten Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit unter seiner Kuppel der Barmherzigkeit. Diese Erziehung erwies sich als so erfolgreich, daß aus einigen dieser Leute, aufgrund ihrer Integrität und Tugenden, die hervorragendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte wurden.

 

Unser Prophet Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – half, ohne Unterschiede zu machen, allen Menschen entsprechend ihrer Hilfsbedürftigkeit. Der folgende Vorfall spiegelt dies deutlich wieder:

Ein Beduine kam zu ihm und bat um Unterstützung. Er gab ihm alles, was er bei sich hatte und fragte: „Bist du damit zufrieden?“

Der Beduine, der wenig Höflichkeit besaß, sagte: „Nein! Du hast mir nicht genug gegeben!“

Einige der Gefährten wurden wegen seiner Frechheit ärgerlich und wollten ihn zurechtweisen, doch der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – hinderte sie daran. Er nahm den Beduinen mit und brachte ihn zu sich nach Hause. Dort gab er ihm noch mehr Sadaqa (Spenden) und fragte ihn: „Bist du nun zufrieden?“

Der Beduine war glücklich und sagte: „Ja! Möge Allah dir gewaltigen Segen geben um meinetwillen und um meiner Familie und Angehörigen willen!“

Dann sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – um das unangenehme Gefühl zwischen dem Beduinen und seinen Gefährten auszuräumen:

„Du hast am Anfang das gesagt was du gesagt hast, weil du dachtest, was wir dir gaben sei zu wenig für dich. Es kann sein, daß meine Gefährten aus diesem Grunde dir gegenüber negative Gefühle entwickelt haben. Wenn wir zurückkommen, sag’ noch einmal was du gerade eben gesagt hast, damit diese Gefühle aus ihren Herzen verschwinden.“

Als sie zurückkamen an den Ort, wo die Gefährten warteten, wandte sich der Beduine an den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – und sagte zu ihm:

„Möge Allah dir gewaltigen Segen geben um meinetwillen und um meiner Familie und Angehörigen willen!“

Nachdem der Beduine sich verabschiedet hatte, wandte sich der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – an seine Gefährten und sagte:

„Was sich da zwischen mir und diesem Beduinen abgespielt hat, ähnelt der Geschichte eines Mannes, dem sein Kamel entlaufen war. Als eine Gruppe von Leuten dem Kamel hinterherliefen, um es einzufangen, scheute es und lief weiter weg. Der Besitzer des Kameles rief den Leuten zu: ‚Bitte laßt mich mit meinem Kamel allein! Ich kenne es besser als ihr und ich weiß, wie ich mit ihm umgehen muß.’ Er ging alleine auf sein Kamel zu. Er hob ein paar vertrocknete Datteln auf und lockte damit das Kamel an. Das Kamel kam auf ihn zu und folgte ihm. Er sattelte das Kamel, stieg auf und ritt davon. Ähnlich war das mit diesem Beduinen: hätte ich auf euch gehört, als er jene Worte sagte, wäre dieser bemitleidenswerte Beduine ins Höllenfeuer gegangen.“

Dieses Gleichnis enthält eine sehr wichtige Botschaft für den erzieherischen Umgang mit Menschen. Es ist unerläßlich, die Psychologie der menschlichen Charaktere zu berücksichtigen, denn nur so läßt sich der Zugang zum Herzen eines Menschen entdecken. Deshalb sollte man bemüht sein, sein Ziel auf diesem Wege zu erreichen. Ansonsten werden alle Versuche, eine Lehre zu vermitteln vergeblich sein und eher das Gegenteil bewirken indem eventuell bereits bestehende Aversionen noch verstärkt werden.

Und noch eine andere Lehre läßt sich aus dieser Geschichte ziehen: Menschen sind, weil sie als schwache Geschöpfe erschaffen wurden, leicht mit Liebenswürdigkeit und Großzügigkeit zu überwältigen. Derjenige, der großzügig behandelt wird, wird weniger feindselig sein, wenn er vorher ein Feind war, zum Freund werden, wenn er vorher neutral war und zu einem engeren Freund werden, wenn er bereits vorher ein Freund war.

Ein Sprichwort unserer Vorfahren besagt: „Die Gastfreundschaft in Form einer Tasse Kaffee bleibt vierzig Jahre lang in dankbarer Erinnerung.“

 

Die Freundlichkeit des Propheten der Barmherzigkeit gegenüber den Armen

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – verhielt sich mitfühlend zu den Bedürftigen, um deren Mangel an materiellem Wohlstand wettzumachen. ´Abdullah ibn ´Amr überlieferte die folgende Geschichte:

„Eines Tages kam der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – in die Moschee. Die Armen saßen beisammen auf einer Seite und er setzte sich, um ihnen Ehre zu erweisen, zu ihnen. Er unterhielt sich mit ihnen und sagte: ‚Frohe Botschaft für die armen Auswanderer! Sie werden die Gärten des Paradieses vierzig Jahre eher erreichen als die Reichen. Ihre Befragung am Tage des Gerichtes wird viel schneller beendet sein, weil sie kein Geld und keinen Besitz haben.’“

Oft bat der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – wegen der schweren Verantwortung die weltlicher Besitz mit sich bringt:

„O mein Herr! Laß’ mich als einen der Armen leben, laß’ mich als einen der Armen sterben und laß’ mich auferstehen mit den Armen!“

Auch wenn natürlich alle Propheten ins Paradies kommen, wird doch ein jeder von ihnen bezüglich der Segnungen, die ihm verliehen wurden und der Botschaft, die er seinem Volke überbringen sollte, befragt werden. Der folgende Vers aus dem heiligen Qur’ân erklärt, daß ein jeder, einschließlich der Propheten, befragt werden wird:

„Dann werden Wir diejenigen befragen, zu denen (die Gesandten mit der Botschaft) gesandt wurden und Wir werden die Gesandten befragen.“

Der Prophet Sulaymân – Friede sei mit ihm – wird als letzter der Propheten ins Paradies eingehen, weil ihm Wohlstand und Königswürde verliehen waren, weshalb seine Befragung länger dauern wird.

Auch unter den Gefährten des Propheten – Allah segne ihn und seine Gefährten allesamt und schenke ihm und ihnen Frieden – gab es einige, die wohlhabend waren. Sie erwarben sich das Lob und Wohlgefallen des ehrwürdigen Propheten durch ihre Bereitschaft, sowohl ihr Hab und Gut als auch ihr Leben einzusetzen für die Sache Allahs. Auch ihnen verkündete Allah in folgenden Worte frohe Botschaft:

„Wahrlich, Allah hat von den Gläubigen sie selbst und ihren Besitz erkauft, weil ihnen der Garten des Paradies gehört. Sie kämpfen auf dem Wege Allahs und töten und werden getötet. Ein Versprechen von Ihm in Wahrheit ,(verkündet) in der Thora, dem Evangelium und im Qur’ân. Und wer ist zuverlässiger im Einhalten seines Vertrages als Allah? So erfreut euch an dem, was ihr erworben habt, und dies ist der höchste Erfolg.“

 

Einer der Wohlhabenden unter den engsten Gefährten des Propheten – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden – war Abû Bakr as-Siddîq, geehrt im heiligen Qur’ân als „der Zweite der beiden“. Er hatte als erfolgreicher Geschäftsmann unter den Einwohnern Mekkas großes Ansehen und Autorität genossen, jedoch stets ein einfaches und bescheidenes Leben geführt. Als er verstarb, hinterließ er nach Aussagen seiner Tochter Aischa – möge Allah mit ihr zufrieden sein – „weder einen Dirham noch einen Dinâr“. Sein Nachlaß bestand aus einem Kamel und einem Sklaven, der Schwerter zu schmieden verstand. In seinem Testament, das er seiner Tochter hinterließ, verfügte er, daß dieser Sklave ´Umar, seinem Nachfolger als Khalif, gehören solle. Er hatte all seinen Besitz in der bestmöglichen Weise investiert, indem er ihn in den Dienst des Gesandten Allahs gestellt und all sein Geld für die Sache der Wahrheit hingegeben hatte. Vor allem in den ersten Jahren des Islam, in der Zeit der größten Herausforderungen, hatte er viele Sklaven, die Muslim geworden waren und deshalb von ihren Besitzern gequält und gefoltert wurden, freigekauft.

Sein Wohlstand hatte ihn nicht daran gehindert, Enthaltsamkeit von den Dingen dieser Welt (zuhd) zu üben. Im Gegenteil wurde er zum besten Beispiel dafür, wie man trotz Wohlstandes ein enthaltsames Leben führen kann. Aus diesem Grunde sagte der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm:

„Wir haben jede Wohltat, die uns erwiesen wurde, zurückgezahlt, außer denen des Abû Bakr. Die Zahl seiner Wohltaten für uns ist so groß, daß Allah ihn dafür am Tag des Gerichts entlohnen wird. Vom Besitz keines anderen habe ich soviel Nutzen gehabt, wie vom Besitz des Abû Bakr. Wenn ich einen engen Vertrauten auswählen sollte, so würde ich Abû Bakr wählen.“

Unser Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte:

„Die Menschen sind so gleich wie die Zähne eines Kammes, der einzige Unterschied liegt in der Gottesfurcht (taqwa).“

In früheren Zeiten hatten sich die gesegneten Gefährten durch Stammeszugehörigkeit, Rasse, Herren- oder Sklaven-Dasein, Reichtum oder Armut voneinander unterschieden. Diese Unterschiede hatten so viel bedeutet, daß sie bereit gewesen waren, deswegen Einer des Anderen Blut zu vergießen. Nachdem ihnen jedoch die Ehre des Islam zuteil geworden war, lebten sie in einer Atmosphäre sprichwörtlicher Brüderlichkeit, beschenkt mit den segensreichen Früchten der Verwirklichung des in obigem Hadîth beschriebenen erhabenen Prinzips.

Um es konkret zu verdeutlichen erinnern wir an folgende Begebenheit: Nach der Einnahme Mekkas entschloß sich der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm - ein weiteres Mal gegen Byzanz zu ziehen. Zum Oberkommandierenden der dazu aufgestellten Truppen ernannte er Usamah, den Sohn des Zayd. Usamah war gerade einmal zwanzig Jahre alt und der Sohn eines freigelassenen Sklaven. Der Aufbruch der Armee verzögerte sich wegen des Dahinscheidens des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden. Abû Bakr, der gerade erst zum Khalifen gewählt worden war, befahl jedoch, daß die Armee trotzdem aufbrechen solle. Eine ganze Reihe der großen Prophetengefährten und der Edlen vom Stamme der Quraysch gingen hinter diesem jungen, gerade zwanzigjährigen Kommandeur her. Selbst Abû Bakr – möge Allah mit ihm zufrieden sein – begleitete ihn, obgleich er der Khalif war, bemerkenswerter Weise zu Fuß, bis vor die Stadtmauer Medinas. Als Usamah von seinem Pferd stieg und ihn darum bat, er möge doch darauf reiten, lehnte Abû Bakr ab mit den Worten:

„Der Gesandte Allahs hat dich ernannt! Laß’ meine Füße etwas Staub sammeln auf dem Wege Allahs!“

Wie wir sehen, gab es unter denen, die mit der göttliche Auszeichnung beschenkt waren, vom Propheten selbst gelehrt zu werden, keine Unterschiede oder Diskriminierung durch Titel wie Sklave, Bedürftiger, Wohlhabender, Herr, Jüngling oder Älterer. Diese Kategorien wurden bedeutungslos und an ihre Stelle trat die Freiheit eines jeden Gläubigen zu einer, seiner Aufrichtigkeit und seinen Tugenden entsprechenden Stellung aufzusteigen.

Ma´rûr ibn Suwayd erzählte folgende Geschichte:

„Ich sah Abû Dharr mit einem Gewand mit einem Sklaven, der das gleiche Gewand trug und fragte ihn nach dem Grund. Er antwortete, der Gesandte Allahs habe gesagt:

„Sklaven sind eure Brüder die Allah eurer Verantwortung unterstellt hat. Unter wessen Verantwortung ein solcher Bruder ist, der soll ihm das gleiche zu Essen geben, wie er selber ißt und ihn mit der gleichen Kleidung kleiden, die er selber trägt. Gebt ihnen keine Aufgaben, die zu schwer für sie sind! Wenn ihr es tut, dann müßt ihr selbst ihnen dabei helfen!“

 

Unser Meister Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – erinnerte sich einmal an einen schwarzen Sklaven und fragte:

„Wo ist der Soundso? Ich habe ihn lange nicht gesehen!“

„Er ist gestorben, o Gesandter Allahs!“ sagten sie.

Daraufhin hielt er ihnen vor:

„Warum habt ihr mich nicht darüber informiert?“

Daraufhin erzählten die Gefährten ihm, was mit ihm geschehen und wie er gestorben sei. Sie hatten dem keine besonders große Bedeutung beigemessen und es als ganz gewöhnliches Ereignis betrachtet. Der Gesandte Allahs sagte:

„Zeigt mir sein Grab!“

Sie führten ihn hin und er verrichtete für ihn das Totengebet.

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – liebte es, Sklaven zu befreien und sie mit anderen Menschen gleichzustellen. Das beste Beispiel dafür ist Zayd ibn Haritha, den unsere gesegnete Mutter Khadija dem Propheten zum Geschenk gemacht hatte. Er ließ ihn frei und ließ ihm die Wahl, ob er bei ihm bleiben oder zu seinen Eltern zurückkehren wolle. Zayd entschied sich dafür, beim Propheten – Allahs Segen und Sein Friede seien auf ihm – zu bleiben, obwohl er, zu einer Zeit in der der Prophet über keinerlei Macht oder Einfluß verfügte, Folter und üble Anschuldigen gegen ihn von Seiten der Quraysch zu erdulden hatte. Später stieg dieser Prophetengefährte aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten zu einer hohen Stellung unter den Gefährten auf und wurde schließlich zum Oberkommandierenden der muslimischen Armee während des Feldzuges von Muta´ gegen die Byzantiner ernannt. Er gab in diesem Krieg sein Leben und erlangte die Stufe eines Märtyrers, der nachfolgenden Generationen die brilliante Lebensgeschichte eines kometenhaft glänzenden Sternes am Himmel der Geschichte hinterließ. Kurz gesagt, weist sein Leben eine Reihe von Parallelen zum Leben des Propheten Yusuf – Friede sei mit ihm – auf, der ebenfalls einen Aufstieg aus der Sklaverei, bis hin zur Position eines Herrschers erlebte.

Der Gesandte Allahs nahm es nicht hin, wenn Sklaven beleidigt oder erniedrigt wurden. Er sagte:

„Wer seinen Sklaven schlecht behandelt, dem bleibt das Paradies verschlossen!“

Das Mitgefühl des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – war so groß, daß er sich weigerte, sie ‚Sklave’ oder ‚Sklavin’ zu nennen, sondern den Muslimen empfahl und anordnete, sie als ‚mein Sohn’ oder ‚meine Tochter’ zu bezeichnen.

Abû Dâwûd berichtet, daß die letzten Worte des Propheten – möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken – waren:

„Seid sorgfältig, was die Verrichtung des Gebetes angeht! Fürchtet Allah bezüglich der Sklaven, die in eurem Besitz sind!“

 

Alle Gefährten waren darauf bedacht, das perfekte Benehmen des Propheten zu verinnerlichen – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden! Der folgende Vorfall, den einer der Gefährten namens Aslam berichtete, spiegelt ´Umars Gefühl von Loyalität und seine Großzügigkeit wieder – möge Allah mit ihnen zufrieden sein:

„Eines Tages ging ich mit ´Umar ibn al-Khattâb zum Markt. Eine junge Frau sprach ´Umar von hinten an: ‚ O Führer der Gläubigen! Mein Mann ist gestorben und hat seine Kinder hinterlassen. Bei Allah! Sie können sich nicht einmal um sich selber kümmern. Sie besitzen kein Land, um etwas anzubauen und kein Vieh, um es zu melken. Ich fürchte, daß Armut und Hunger sie wie ein wildes Raubtier verschlingen werden. Ich bin die Tochter von Huffaf ibn Ayma al-Ghiffarî. Mein Vater war anwesend beim Treueschwur von Hudaybiyya . . .’

Als ´Umar diese Worte hörte, sagte er:

‚Welch eine große Ehre!’

Dann ging er zu dem Platz, an den die Tiere, die aus der Zakat stammten, gebracht wurden. Er lud zwei Säcke voller Lebensmittel auf ein starkes Kamel und stopfte noch mehr Lebensmittel und Kleider dazwischen. Dann gab er der Frau das Halfter des Kamels in die Hand und sagte zu ihr:

‚Nimm’ dies Kamel! Bevor all dies aufgebraucht ist, wird Allah für euch eine der Türen seiner Segnungen öffnen!’ Dann betete er für sie.

Einer der Anwesenden sagte:

‚O Amîr al-Mu’minîn! Du hast dieser Frau viel zu viel gegeben!’

´Umar antwortete ihm:

‚Ihr Vater war anwesend beim Treueschwur von Hudaybiyya mit dem Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden. Bei Allah! Ich selbst war Zeuge, wie der Vater und der Bruder dieser Frau eine Festung belagerten und sie einnahmen. Nachdem sie die Festung eingenommen hatten, erhielten auch wir unseren Anteil’“

Der folgende Vorfall ist wie ein Lichtstrahl, der die edle Natur von ´Umars Herz – möge Allah mit ihm zufrieden sein – wiederspiegelt:

Aslam berichtete:

„Eines Nachts machten wir einen Rundgang auf dem Hügel von Waqim in Medina. Wir sahen eine Frau mit ihren Kindern in ihrem Haus. Die Kinder weinten. Ein Topf mit

Wasser stand auf dem Herd. ´Umar fragte die Frau, warum die Kinder weinten und sie antwortete: ‚Vor Hunger.’

´Umars Augen waren voller Tränen, als er hörte, daß anstelle von Suppe nichts als Steine in dem Wasser auf dem Herd kochten. Die Frau hatte sich diesen Trick ausgedacht, um ihre Kinder zu beruhigen, damit sie einschliefen. ´Umar ging augenblicklich zum Lagerhaus, wo die Spenden aufbewahrt wurden, füllte einen Sack mit Mehl und anderen Lebensmitteln und trug ihn auf seinen eigenen Schultern zu der Familie. Ich wollte ihm den Sack abnehmen, doch er weigerte sich und sagte:

‚O Aslam! Ich bin derjenige, der am Jüngsten Tage nach diesen Kindern gefragt werden wird.’

Als wir das Haus der Frau erreicht hatten, fing er an, selbst das Essen zuzubereiten. Mit einer Hand fachte er das Feuer an, mit der anderen rührte er die Suppe. Ich sah, wie die Flammen fast seinen Bart erreichten. So kochte er das Essen. Dann servierte er den Kindern das Essen. Als die Kinder satt waren, setzte er sich ihnen gegenüber hin und schaute sie an. Er sah mächtig aus wie ein Löwe. Ich fürchtete mich, auch nur ein Wort zu sagen. Er blieb, bis die Kinder anfingen zu lachen und zu spielen. Dann stand er auf und sagte:

‚O Aslam! Weißt du, warum ich mich hingesetzt und ihnen zugeschaut habe? Als ich sie zuerst sah, weinten sie. Ich wollte nicht weggehen, bevor ich sie lachen gesehen hatte. Als ich sie lachen sah, war ich beruhigt.’“

Man muß wissen, daß Allah dankbaren, demütigen und großzügigen Reichen, die sich entsprechend den Bedürfnissen der Menschheit verhalten, geduldige Arme, die sich würdevoll benehmen gegenüberstellt. Großzügigkeit und Barmherzigkeit bescheren den Menschen Glückseligkeit im Jenseits indem sie sie vor den Schwierigkeiten dieser Welt bewahren. Ebenso erwartet ein glückliches Ende diejenigen, deren Seelen die Last des Geduldig-Seins klaglos auf sich nehmen.

Die folgenden Überlieferungen illustrieren sehr gut wie Dankbarkeit und Geduld angewandt in allen Lebensbereichen zur Perfektion der Herzen führt:

Der Gesandte Allahs sagte:

 „Ich bewundere einen Gläubigen, dessen gesamtes Handeln in gutem Benehmen besteht. Eine solche Eigenschaft besitzt niemand außer einem Gläubigen! Wenn er von Allah eine Segnung erfährt, zeigt er sich dankbar und das ist gut für ihn. Und wenn er eine Schwierigkeit vor sich findet, zeigt er sich geduldig, und das ist ebenfalls gut für ihn.“

„Eines Tages saß der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – in Medina, als Angehörige eines verarmten Stammes zu ihm kamen. Sie waren barfuß und so abgemagert, daß man unter ihrer Haut die Knochen erkennen konnte. Den Propheten – möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben – überkam bei ihrem Anblick eine große Trauer und seine Gesichtsfarbe veränderte sich. Er ließ Bilâl den Adhân rufen und versammelte seine Gefährten. Er sammelte unter ihnen für diesen Stamm und half ihnen großzügig.“

In jeder Gesellschaft wird man unausweichlich auf Arme, Reiche und solche, die dazwischen liegen, treffen. Sowohl in den Versen des Qur’ân als auch in der Lehre des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – finden sich klare Hinweise auf die islamischen Grundsätze, die das Verhältnis dieser Gruppen zueinander regeln. Die geduldigen Armen und die dankbaren Reichen sind zwei Gruppen, die Allah und Sein Prophet – Segen und Friede Allahs seien auf ihm – gleichermaßen loben.

Der Daseinszweck der Reichen ist es, von dem, was Allah ihnen gegeben hat, großzügig Wohltaten zu verteilen, der der Armen ist es, Geduld zu zeigen im Angesicht dessen, was Allah ihnen verwehrt hat. ´Abd ar-Rahmân ibn Auf, Abû Bakr und Menschen wie sie sind die besten Beispiele für Wohlhabende, die dankbar sind. Abû Dharr al-Ghiffârî, Abû Dardâ und Menschen wie sie sind die Beispiele für dankbare Bedürftige. Der Lebensstil beider Gruppen unterschied sich nicht allzusehr, weil ihre Ansichten über das Leben von dem Grundsatz geprägt waren „aller Besitz gehört Allah“.

Deshalb kritisiert der Islam weder die rechtschaffenen Armen noch die Reichen, sondern verkündet die frohe Botschaft des Paradieses für die, die dankbar sind.

Um der Benachteiligten willen schickt Allah Seiner Gemeinschaft Versorgung und Segnungen im Überfluß. Um der Armen willen steht Allah der Gemeinschaft bei. Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – sagte dazu:

„Allah hilft dieser Gemeinschaft wegen der Bitten der Armen, wegen ihres Gebetes und ihrer Aufrichtigkeit.“

Im Lichte dieser Wahrheit ließ der Gesandte Allahs die Armen unter den Muslimen Bittgebete sprechen, bevor er ins Feld zog, denn er erwartete, daß ihm wegen ihrer Aufrichtigkeit der Sieg geschenkt werde.

Als er die Bedürftigkeit der Ahl Suffâ sah, sagte er:

„Wenn ihr wüßtet, was für euch in der göttlichen Gegenwart vorbereitet ist, ihr würdet wünschen, daß eure Armut noch größer wäre.“ So pries er sie und demonstrierte damit, wie wichtig in seinen Augen die Armut war.

Mit Hinblick auf die finanziellen Schwierigkeiten der Muslime sagte er: „Der Sohn des Menschen braucht nicht mehr als ein Dach über dem Kopf, Brot zum Essen, Kleidung um seine Blöße zu bedecken und etwas Wasser zum Trinken.“

Er verkündete, daß die Armen die ersten sein werden, die vom Fluß Kauthâr im Paradies trinken und betonte, daß Allah diejenigen liebt, die trotz ihrer Armut geduldig sind und auf Allah vertrauen.

Des Weiteren sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Unter euch sind viele mit zerzaustem Haar und ärmlichem Aussehen, deren Anrufung Allah, wenn sie ihre Hände heben und bitten, nicht vergeblich sein läßt und deren Gebete Er erhört. Bara ibn Malik ist einer von ihnen!“

Bara, der jüngere Bruder des Anas ibn Malik, war einer von denen, die kaum etwas zu Essen und keinen eigenen Platz zum Schlafen besaßen, er lebte in absoluter Armut. Diejenigen, die ihre Armut freudig akzeptieren gehören zu denen, deren Bittgebete Allah erhört. Als die Gefährten, denen die Worte des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden - über Bara bekannt waren, während der Regierungszeit ´Umars in einer Schlacht in höchste Bedrängnis gerieten, baten sie diesen, ein besonderes Bittgebet für sie zu sprechen. Er betete und bat Allah und sagte anschließend:

„Bei Allah! Ihr werdet morgen den Sieg erringen und ich werde als Märtyrer sterben!“

Und tatsächlich siegten die Muslime am folgenden Tage und Bara ging als Märtyrer ein in die Gnade des All-Gnädigen und All-Barmherzigen, wonach er sich schon lange gesehnt hatte. Derartige Geschehnisse gehören zu den vielen Wundern des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden!

 

Das Leben des Propheten Muhammad – der Segen Allahs und Friede seien auf ihm – ist voller Wunder, Aufrichtigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Loyalität, Liebenswürdigkeit, Mitgefühl und Höflichkeit. Zu seiner Frau Aischa sagte er:

„O Aischa! Sei mitfühlend mit den Armen! Laß’ sie nahe bei dir sein, damit Allah dich am Tage des Gerichts nahe bei ihnen sein läßt!“

Und er gab ihr den Rat:

„O Aischa! Schicke niemals einen Bettler, der an deine Türe kommt, mit leeren Händen fort; schütze dich vor dem Höllenfeuer, und wenn es nur mit einer halben Dattel ist.“

 

 

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