Bismillahi r-Rahmâni r-Rahîm

Am 3. Schawwal 1425/16.November 2004 gegen 06.00 morgens rief Allah der Allmächtige in Lefke/Nordzypern Seine Dienerin Hajja Amina Adil, die Ehefrau Maulana Scheikh Nazims, während dieser die Sure Yasin rezitierte, zu Sich. Sie verließ diese Welt friedlich und ohne schweren Todeskampf. Am selben Tage nach dem Nachmittagsgebet verrichtete Maulana Scheikh Nazim mit ungefähr sechshundert Gläubigen für sie vor der Moschee im Ortszentrum von Lefke das Totengebet. Anschließend wurde ihr Leichnam von der Menge durch den ganzen Ort zu dem alten Friedhof außerhalb von Lefke auf dem Weg zum Meer getragen, wo sie beigesetzt wurde. Möge Allah ihrer Seele gnädig sein und ihr die höchsten Stufen in Seiner göttlichen Gegenwart schenken!

Hajja
Amina
´Adil


Hajja Amina, oder 'Hajja Anne', wie alle sie liebevoll nannten (Anne bedeutet im türkischen 'Mutter'), weil sie für all die Tausende von Schülern Maulanas wie eine Mutter war, wurde im Jahre 1929 oder 1930 in Kazan in Russland als eines von vier Kindern einer Tataren-Familie geboren. Ihr Vater hieß ´Abdullah, der Name ihrer Mutter war A´îscha. 1934 flüchtete ihre Familie vor der Verfolgung der Kommunisten, die Millionen von Gläubigen verhafteten oder nach Sibirien deportierten, zuerst nach Eleskirt, dann nach Erzurum in die Türkei. Nach weiteren zehn Jahren wanderten sie von dort nach Damaskus aus, wo sich die Familie am Jabal Qasyûn niederließ. Dort begegneten sie Scheikh ´Abdullah ad-Daghastanî. Hajja Amina studierte islamische Rechtswissenschaften, unter anderem bei solch berühmten Lehrern wie Scheikh Sâlih Farfour und Scheikh Mukhtar Alayli. Scheikh ´Abdullah ad-Daghastanî wurde ihr Lehrer im Tasawwuf.

Dieser sah eines Tages sie und Scheikh Nazim zusammen in einem Traum, in dem ihm der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – mitteilte, er habe die Ehe der beiden im Paradies geschlossen. Daraufhin hielt Maulana Scheikh Nazim um ihre Hand an und nach einer einmonatigen Verlobungszeit heirateten die beiden im Jahre 1952. Maulana Scheikh Nazim berichtete später, wie er sie einige Tage vor der Hochzeit besucht hatte und sie auf Tasawwuf zu sprechen kamen: "Auf einmal erkannten wir, daß Hajja Hanim darüber viel mehr wußte als wir. So zogen wir es vor, zu schweigen."

Im Laufe ihrer Ehe schenkte Hajja Amina Maulana Scheikh Nazim fünf Kinder. Die älteste ist Hajja Naziha, die Ehefrau Scheikh Hischams, der zweite ist Hajji Muhammad. Das dritte Kind, eine Tochter namens Khadîja, verstarb im Alter von zwei Jahren, der vierte ist Bahauddîn Efendi, die fünfte ist Hajja Ruqayya.

Während der Jahre in Damaskus zu Lebzeiten Scheikh ´Abdullahs trug sie geduldig und voller Gottvertrauen die vielen Monate der Abwesenheit ihres Mannes, während dieser in Khalwa (spirituellem Rückzug) war oder im Auftrage seine Meisters die Menschen zum Wege Allahs rief. Nachdem Maulana Scheikh Nazim 1973 das Erbe Scheikh ´Abdullahs angetreten hatte, wurde sie in vollkommener Nachfolge der Frauen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – zur 'Mutter' der Gläubigen auf dem Naqschbandi-Weg. Sie kochte das Essen und versorgte die ständig größer werdende Zahl von Schülern und Besuchern, zuerst in ihrem eigenen Haus in Damaskus und später, nach der Übersiedlung nach Zypern, in Lefke. Gleichzeitig stand sie allen stets mit einem offenen Ohr und hilfreichen Ratschlägen zur Seite, leitete das Frauen-Dhikr und unterwies die Frauen, begleitete Maulana Scheikh Nazim auf vielen seiner Reisen und fand auch noch die Zeit, eine Reihe von Büchern zu veröffentlichen. 'Kirk Sual' (Forty Questions), 'Nur Yumagi' (Lore of Light) und ' Son Peygamber' (The Last Prophet) wurden allesamt von Radia Shukrullah ins Englische übertragen und so einer weltweiten Leserschaft zugänglich gemacht. 'Nur Yumagi' wurde unter dem Titel 'Gaben des Lichts' auch ins Deutsche übersetzt.

Trotz ihres Erfolges als Gelehrte und Autorin suchte Hajja Amina ihre Erfüllung stets in größter Demut und Bescheidenheit im Dienste Allahs, der Gemeinschaft Seines Propheten – Segen und Friede seien auf ihm – und der Schüler des Naqschbandi-Ordens. Als sie nach einem Schlaganfall im Jahre 2002 Genesungswünsche aus aller Welt erhielt, war sie vollkommen überrascht und schien sich fast dafür zu schämen, daß ihr derartig viel Aufmerksamkeit zuteil wurde. Maulana Scheikh Nazim sagte über sie: "Wenn sie mich nicht geduldig mehr als fünfzig Jahre ertragen hätte, kein Einziger hätte je zu diesem Weg gefunden!"

Möge Allah sie segnen und belohnen und ihr Grab zu einem der Gärten des Paradieses, weit, voller Wohlgeruch und erfüllt von Licht, machen! Möge sie in der Gegenwart der Heiligen und Propheten sein, beglückt von niemals endenden, immer mehr werdenden Stufen der Glückseligkeit und Freude, im Anblick des Angesichts des Allerhöchsten, Allergroßzügigsten und Freigiebigsten!

 

zurück zu www.naqschbandi.de