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Die
Wiederkunft Jesus – auf ihm sei der Friede
Eine vielen Nichtmuslimen und sogar manchen Muslimen
unbekannte Tatsache ist, daß zu den Dingen, die das
Siegel der Propheten, der Prophet des Islam, unser Meister
Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –,
für die Endzeit vor dem Jüngsten Tage vorhergesagt
hat, die Wiederkunft Jesus, des Sohn der Maria (´Îsâ
ibn Maryam), gehört. Dieser wird so, wie Allah ihn zu
sich in die göttliche Gegenwart emporgehoben hat, wieder
zur Erde zurückkehren, den Anti-Christ (Dajjâl)
bekämpfen und besiegen.
Unter den Gelehrten der Hadîth-Wissenschaften und den
Kommentatoren des Qur’ân gibt es keinerlei Meinungsverschiedenheiten
darüber, daß ´Îsâ (Jesus) –
auf ihm sei der Friede – mit seinem physischen Körper
zum Himmel emporgehoben wurde, wie at-Tabarî von Ibn
‘Abbâs und Ibn Sa‘d von Qatâda –
möge Allah mit ihnen zufrieden sein – berichten
und daß er - mit seinem physischen Körper - im
ersten Himmel weilt.(1) Darüber hinaus ist die Kunde
von der Wiederkunft ‘Îsâs vom Himmel - sowohl
Körper als auch Seele - massenüberliefert (mutawâtîr).
Dies kann nur der Fall sein nachdem er - Körper und Seele
- dorthin emporgehoben wurde. So wird auch in der Überlieferung
in den beiden Sahîhs (der Imâme Bukhârî
und Muslim) erwähnt, daß von seinem Kopf Wasser
tropfen wird. Dies belegt, daß ein physischer Körper
vorhanden sein muß und daß außerdem die
Zeit für ihn aufgehoben sein muß, weil von seinem
Kopfe Wasser tropft, genau wie zu dem Zeitpunkt, als er emporgehoben
wurde, wie at-Tabarî und andere zweifelsfrei zuverlässig
von Ibn ‘Abbâs berichten. (2) (3)
Die mit dem Erscheinen des Dajjâl und der Wiederkunft
‘Îsâs verbundenen Ereignisse werden in der
folgenden Überlieferung beschrieben:
An-Nawwâs ibn Sam‘ân al-Kilâbî
– möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete,
daß der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien
auf ihm – den Antichrist (Dajjâl) mit solch großer
Eindringlichkeit erwähnte, wobei er ihn manchmal als
unbedeutend und manchmal als so bedrohlich beschrieb, daß
wir den Eindruck bekamen, er befände sich in den angrenzenden
Dattelhainen. Als wir später wieder zu ihm zurückkehrten,
bemerkte er (der Prophet) die Furcht in unseren Gesichtern
und fragte: „Was ist mit euch?“
Wir sagten: „O Gesandter Gottes, heute morgen hast du
über den Dajjâl gesprochen und manchmal beschriebst
du ihn als unbedeutend und manchmal beschriebst du ihn als
so bedrohlich, daß wir dachten, er befände sich
in den angrenzenden Dattelhainen.“
Da sagte er – der Segen und Friede Allahs seien auf
ihm: „Ich sorge mich um euch aus vielen anderen Gründen
neben dem Dajjâl. Wenn er erscheint, während ich
noch unter euch bin, so werde ich mich für euch mit ihm
auseinandersetzen. Wenn er jedoch auftritt und ich nicht mehr
unter euch bin, so wird sich ein Jeder mit ihm auseinandersetzen
müssen und Allah wird sich an meiner Stelle um jeden
Muslim kümmern. Er (der Dajjâl) wird ein junger
Mann sein, mit verfilztem, krausem Haar und einem schlechten
Auge. Er ähnelt am ehesten dem ‘Abd al -‘Uzza
ibn Qatan. Wer immer sein Erscheinen erlebt, sollte die ersten
(zehn) Verse der Sure al-Kahf rezitieren.
Er wird auf dem Weg zwischen Syrien und Iraq erscheinen und
links und rechts Unheil stiften. O Diener Allahs, haltet fest
am Weg der Wahrheit!“
Wir fragten: „Wie lange wird er auf der Erde verweilen?“
Er sagte – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:
„Er wird vierzig Tage auf der Erde verweilen: Ein Tag
wird sein wie ein Jahr, ein Tag wie ein Monat, ein Tag wie
eine Woche und der Rest so wie eure Tage.“
Wir sagten: „O Gesandter Allahs, wenn der Tag wie ein
Jahr ist, sind dann die Gebete eines Tages dafür ausreichend?“
Er sagte: „Nein, ihr müßt die Zeit schätzen
und dementsprechend eure Gebete verrichten.“
Wir sagten: „O Gesandter Allahs, wie schnell wird der
Dajjâl über die Erde ziehen?“
Er sagte: „Wie eine Wolke, die vom Wind getrieben wird.
Er wird zu den Leute kommen und sie aufrufen, ihm zu folgen
und sie werden an ihn glauben und ihm folgen. Er wird dem
Himmel den Befehl geben und es wird regnen und die Erde wird
fruchtbar sein. Am Abend werden die Herden wohlgenährt,
mit vollen Eutern und runden Flanken, von der Weide zurückkehren.
Dann wird er zu einem anderen Volk kommen und sie aufrufen,
ihm zu folgen und sie werden sich weigern und ihn ablehnen
und er wird sie verlassen und dieses Volk wird daraufhin eine
Dürre erleben und seinen gesamten Besitz verlieren.
Dann wird er durch öde, verlassene Gegenden ziehen und
sagen: ,Bringt eure Schätze hervor!’ und die Schätze
werden ihm hinterherlaufen wie Wespen. Er wird einen jungen
Mann in der Blüte seiner Jugend rufen und ihn mit seinem
Schwert in der Mitte in zwei Hälften teilen und die Hälften
um die Länge einer Bogenschußweite voneinander
trennen. Dann wird er ihn zu sich rufen und der Jüngling
wird zu ihm kommen und ihm mit lachendem Gesicht entgegentreten.
Während all dies geschieht wird Allah den Messias, den
Sohn der Maria (al-Masîh ibn Maryam), senden und dieser
wird am weißen Minarett im Osten von Damaskus herniederkommen,
gekleidet in zwei hell safrangefärbte Gewänder,
seine Hände gestützt auf die Schwingen zweier Engel.
Wenn er seinen Kopf bewegt, tropft Wasser hernieder und wenn
er ihn hebt, fallen Tropfen wie Perlen herab. Und keinem Ungläubigen
ist es gestattet, den Duft seines Atemhauchs zu spüren
ohne daß er (davon) stirbt und sein Atem reicht so weit
sein Auge sieht. Er wird ihn (den Dajjâl) verfolgen,
bis er ihn am Tor von Ludd (4) erreicht und tötet. Darauf
wird ´Îsâ ibn Maryam zu Menschen kommen,
die Allah vor ihm (dem Dajjâl) bewahrt hat, und er wird
ihnen über die Gesichter streichen und ihnen ihre Stufen
im Paradies verkünden. Und während dies geschieht,
wird Allah ´Îsâ offenbaren: ‚Wahrlich
ich habe von meinen Gottesdienern solche hervorgebracht, die
unbesiegbar sind, so führe meine Diener zum Berg Sinai
(Tûr). Und Allah sendet ‚Gog und Magog (Ya’jûj
wa Ma’jûj) und sie eilen hin von jeder Erhöhung
(5)und die Ersten ihrer Truppen werden sich auf den See von
Tabariyya (6) stürzen und von seinem Wasser trinken und
die letzten von ihnen werden sagen: Hier gab es früher
einmal Wasser.’
Und Allahs Prophet ´Îsâ
– Friede sei mit ihm – und seine Gefährten
werden belagert werden, bis jedem von ihnen ein Kuhkopf lieber
wäre als einem von euch heute einhundert Dirham wert
sind, bis Allahs Prophet ´Îsâ und seine
Gefährten um Beistand flehen, woraufhin Allah Insekten
senden wird, die über ihre (Ya’jûj wa Ma’jûj’s)
Nacken herfallen und am Morgen werden sie alle gleichzeitig
tot daliegen. Darauf werden Allahs Prophet ´Îsâ
und seine Gefährten (vom Berge Sinai) heruntersteigen
und keinen Handbreit finden, der nicht von ihrer Verwesung
und ihrem Gestank vergiftet ist. Und Allahs Prophet ´Îsâ
und seine Gefährten werden Allah anflehen und Er wird
Vögel senden, mit Hälsen wie Kamele, die die Kadaver
hinwegtragen wohin Allah es bestimmt. Dann wird Allah Regen
senden, der jedes Haus und jedes Zelt und die ganze Erde reinigt,
bis sie glänzt wie ein Spiegel. Daraufhin wird der Erde
befohlen: ,Bring deine Früchte hervor und gib’
deinen Segen her!’ und an jenem Tage wird eine Gruppe
satt werden von einem Granatapfel und sie werden Schatten
unter seiner Schale finden. Und das Kamel, das gerade ein
Junges geboren hat, wird so gesegnet sein, daß seine
Milch einer großen Schar genug sein wird. Eine Milchkuh
wird einem ganzen Stamm genügen und eine Milchziege einer
ganzen Sippe. Während sie in diesem Zustand sind, wird
Allah einen sanften Wind senden, der die Menschen bis unter
die Achseln erfrischt und mit dem die Seelen eines jeden Gläubigen
(Mu’min) und eines jeden Muslim hinweggenommen werden.
Danach bleiben nur die übelsten der Menschen zurück.
Sie werden einander ohne jede Scham wie die Esel bespringen,
bis über sie die Stunde hereinbricht.“ (6)
Eine wichtige Aufgabe ‘Îsâs – Friede
sei mit ihm – wird darin bestehen, diejenigen, die behaupten,
seine Anhänger und Nachfolger zu sein, in ihrem Irrtum
zu korrigieren. So wird er die Kreuze zerstören und die
Schweine töten. Die Abgabe, die Juden und Christen unter
muslimischer Herrschaft anstelle der Zakât und des Wehrdienstes
entrichten mußten (Jizya), wird aufgehoben, weil ihr
Glaube nach seiner Niederkunft nicht mehr als eigenständige
Religionen bestehen wird, sondern es nur noch Gottergebene
(Muslime) und Anhänger des Dajjâl geben wird.
Abû Hurayra – möge Allah zufrieden mit ihm
sein – berichtete: „Der Gesandte Allahs –
Segen und Friede seien auf ihm – hat gesagt: ‚Die
Propheten sind wie Brüder, sie stammen von verschiedenen
Müttern ab, doch ihre Aufgabe im Leben ist die gleiche.
Ich bin derjenige, der ´Îsâ ibn Maryam am
nächsten ist, denn es gibt keinen Propheten zwischen
ihm und mir. Er wird wiederkehren und wenn ihr ihn seht, werdet
ihr ihn erkennen. Er ist von mittlerer Statur und rötlicher
Haut. Er wird zwei Gewänder tragen und sein Haar sieht
aus, als wäre es naß. Er wird die Kreuze zerbrechen,
die Schweine töten, die Jizya abschaffen und die Menschen
zur Gottergebenheit (Islâm) rufen. In dieser Zeit wird
Allah jeder Religion und jeder Gruppierung bis auf den Islam
ein Ende machen und den Dajjâl vernichten. Dann werden
Friede und Sicherheit auf der Erde herrschen, so daß
die Löwen mit den Kamelen, die Tiger mit den Rindern
und die Wölfe mit den Schafen weiden. Die Kinder werden
mit Schlangen spielen, ohne sie fürchten zu müssen.
´Îsâ wird 40 Jahre unter den Menschen verweilen,
bis er stirbt und die Muslime werden für ihn das Totengebet
verrichten.’“ (7)
Während seiner Nacht- und Himmelsreise (Isra’ wa
Mi‘râj) begegnete der Prophet – Allah segne
ihn und schenke ihm Frieden – in Jerusalem den früheren
Propheten, leitete das Gebet für sie und sie sprachen
miteinander. Im Verlaufe dieses Gespräches wurde die
Stunde (des Jüngsten Tages) beschworen und sie befragten
Ibrâhîm – Friede sei auf ihm – danach,
doch er sagte: „Ich habe kein Wissen darüber.“
Da wandten sie sich an Mûsâ – auf ihm sei
der Friede –, doch er sagte: „Ich habe kein Wissen
darüber.“ Sie wandten sich an ´Îsâ
– auf ihm sei der Friede – und er sagte: „Was
den Zeitpunkt ihres Eintretens angeht, so kennt ihn keiner
außer Allah, dem All-Erhabenen. Doch dies ist, was mein
Herr mir versichert hat:
Der Dajjâl wird erscheinen und ich werde ihm mit zwei
Lanzen entgegentreten. Bei meinem Anblick wird er schmelzen
wie Blei. Allah der All-Erhabene wird ihn zunichte machen,
sobald er mich erblickt. Es wird so sein, daß jeder
Stein sagen wird: ‚O Muslim, hinter mir versteckt sich
ein Ungläubiger, komm’ her und töte ihn!’
und Allah wird sie allesamt sterben lassen.
Dann werden die Menschen in ihre Heimat und zu ihren Völkern
zurückkehren. Zu diesem Zeitpunkt werden Gog und Magog
erscheinen. Sie werden aus allen Himmelsrichtungen kommen
und alle Völker niedertrampeln. Was immer ihnen in den
Weg kommt, werden sie zerstören und sie werden alle Gewässer
leer trinken.
Schließlich werden die Menschen zu mir kommen und mir
ihr Leid klagen. Da werde ich Allah anflehen und Er wird sie
(Gog und Magog) zugrunde gehen und sterben lassen, bis die
gesamte Erde von ihrem Verwesungsgestank erfüllt ist.
Dann wird Allah der All-Erhabene Regen herabsenden, der ihre
Leichname hinwegspült und ins Meer schwemmt.
Mein Herr hat mir versichert, daß, wenn all dies geschieht,
die Stunde so nah ist wie die Geburt bei einer Hochschwangeren
in der letzten Stufe ihrer Schwangerschaft. Ihre Familie weiß
nicht genau, wann sie gebären wird, ob bei Nacht oder
bei Tag.’“ (8)
1 überliefert von Ibn Sa‘d in tabaqât
und at-Tabarî in seinem Tarîkh
2 überliefert von Ibn Abî Schayba, an-Nasâ’î
in as-Sunan al-Kubra, at-Tabarî in seinem Tafsîr
(28:92) und Ibn Kathîr, in al-Bidâya wa n-Nihâya
3 zitiert aus ‚‘Îsâ physically raised
alive to heaven’ von Gibril F. Haddad
4 Lydda in Palästina
5 Qur’ân, 21:96
6 der See von Tiberias in Palästina, der See Genezareth
7 überliefert von Imâm Muslim in seinem Sahîh
in einem längeren Hadîth, ebenso von at-Tirmidhî,
Ibn Mâjah, Imâm Ahmad, Abû Daûd und
al-Hâkim mit sahîh Überliefererketten
8 überliefert von Imâm Ahmad
9 überliefert von Sayyid Muhammad ibn ‘Alawî
al-Mâlikî in seinem Buch al-Anwâr al-bahiyya
min isra’ wa mi‘râj khayri l-bariyya (einem
zusammengefaßten Bericht aus den Hadîthen des
Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden
– über die Nacht- und Himmelsreise), in dem er
dies aus Hâfiz Schamsuddîn Muhammad ibn Yusuf
asch-Schâmî’s Werk al-Ayât al-‘azîma
l-bâhira fî mi‘râj sayyid ahli d-dunyâ
wa l-âkhira zitiert.
Adaptiert aus:
Über
die Zeichen der Endzeit,
Prophezeiungen des Siegels der Propheten
- auf ihm seien der Segen und Friede Allahs -
zusammengestellt und übersetzt von Abd al-Hafidh Wentzel
Damaskus, 6/2004
Warda Publikationen
abdal-hafidh@warda.info
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